Die Zeit danach – damit die Staffelübergabe reibungslos klappt

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Die Zeit danach – damit die Staffelübergabe reibungslos klappt

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Das „dritte Leben“ frühzeitig gestalten

Viele Menschen nutzen das Ende des Berufslebens als Chance für einen Neuanfang. Sie blühen noch einmal so richtig auf, leben das Leben, das sie schon immer führen wollten, und erfüllen sich lang gehegte Wünsche und Träume. Mit einer aktiven Planung lassen sich dieser Übergang in das „dritte Lebensalter“ sowie der damit verbundene Rollenwechsel frühzeitig vorbereiten.

Stellen Sie sich vor, Sie sind 80 Jahre alt und blicken auf ein erfülltes Leben zurück. Als junger Mensch haben Sie ein Unternehmen gegründet oder aufgebaut und erfolgreich geführt und entwickelt. Rechtzeitig haben Sie die Unternehmensnachfolge geplant und umgesetzt. Dann haben Sie Ihren dritten Lebensabschnitt begonnen.

Stellen Sie sich vor, was Freunde, Lebensgefährten, berufliche Kollegen, die eigenen Kinder über Sie sagen. Lauschen Sie diesen Reden:

  • Was wird über Sie gesagt?
  • Als welcher Mensch werden Sie hier beschrieben?
  • Was bewahren diese Menschen in ihrem Gedächtnis?
  • Welche Geschichten aus Ihrem Leben werden herausgegriffen?

 

Hören Sie das, was Sie am Ende Ihres Lebens gerne über sich hören möchten? Wird dort das Leben beschrieben, das Sie gerne gelebt hätten? Wird das herausgegriffen, was Ihnen wichtig ist und Ihre menschliche Haltung gut beschreibt?

Erleben Sie vielleicht eine Diskrepanz zwischen dem von Ihnen Gewünschten und dem aktuell Realen? Möchten Sie daran etwas verändern? Dann tun Sie es! Denn aus diesem Wunsch nach Veränderung kann die Energie für eine aktive Planung der nächsten Lebensphase entstehen. Sie sind dann Gestalter Ihrer Zukunft – vorausgesetzt, Sie nehmen Ihr Leben wirklich selbst in die Hand!

Dieses aktive Gestalten setzt einen Veränderungsprozess in Gang. Veränderung ist stets Abschied von Gewohntem und ein Neubeginn. Diese Erfahrung haben Sie sicherlich auch schon gemacht, als Sie eingeschult wurden, als Sie nach der Schule z. B. eine Ausbildung begonnen haben oder mit Ihrem Partner/Partnerin zusammen gezogen sind und das „Hotel Mama“ verlassen haben.

In dieser Situation müssen Sie bewusst loslassen. Sie müssen sich auf das Neue einlassen. Es fühlt sich am Anfang ungewohnt an und wird erst im Laufe der Zeit zur Routine. Gerade als Unternehmer sind Sie es gewohnt Entscheidungen zu treffen, Unternehmensziele und Visionen zu entwickeln und umzusetzen. Nach der Übergabe, müssen Sie es aushalten, dass Ihr Nachfolger andere Ziele hat und andere Entscheidungen trifft. Sie müssen ihn Erfahrungen sammeln lassen. Vielleicht hat er auch ganz andere Ideen, die das Unternehmen weiter entwickeln.

Diese Situation erlebe ich in der Praxis häufig. Insbesondere wenn die  Unternehmensnachfolge innerhalb der Familie umgesetzt wird. Der Übergeber meint es sicherlich nur gut. Allerdings kann er die Tochter oder den Sohn frustrieren. Es kommt nicht selten vor, dass der Nachfolger eine Entscheidung trifft, diese auch mit den Mitarbeitern kommuniziert. Später kommt der Senior und revidiert diese. Klar dass hier Streit vorprogrammiert ist. Hier befinden Sie sich in einer Übergangsphase. Sie haben den einen Lebensabschnitt noch nicht vollständig verlassen und sind im neuen Lebensabschnitt noch nicht wirklich angekommen.

Die Phase des Neubeginns setzt voraus, dass wir klare Bilder von einer attraktiven Zukunft haben (denken Sie an meinen Eingangssatz indem Sie mit 80 Jahren auf Ihr Leben zurück schauen). Vielleicht schließen Sie einfach einmal die Augen und stellen Sie sich vor, was man über Sie sprechen sollte. Was möchten Sie gerne hören, dass es über Sie gesagt wird? Schreiben Sie es auf, vielleicht visualisieren Sie es. Malen Sie ein Bild. Dies kann Ihre Phantasie anregen und den Wunsch verstärken. Sie sollten auch Ideen entwickeln wie Sie dies erreichen.

Diese drei Phasen Abschied, Übergang und Neubeginn sind Ihnen sicherlich vertraut. Und dennoch stellt sich die Frage, warum wir uns nicht so früh wie möglich mit notwendigen Veränderungen beschäftigen, sie gewissermaßen vorwegnehmen, bevor sie uns „ereilen“? Warum wir uns beispielsweise nicht schon frühzeitig Gedanken darüber machen, wie wir die Zeit nach unserem Berufsleben nutzen werden – welchen Sinn wir unserem Leben dann geben wollen, welche Aufgaben wir erledigen wollen, welche Rollen wir begleiten wollen, welche Dinge wir tun und welche Ziele wir erreichen wollen?

Wenn Sie ohne Planung in Ihre dritte Lebensphase eintreten ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass Sie in ein „Loch“ fallen. Eventuell fühlen Sie sich nicht gebraucht oder Sie haben keine Aufgaben mehr. Es wird Ihnen vielleicht langweilig. Das finde ich sehr schlimm. Es muss nicht sein. Wenn Sie sich dagegen frühzeitig „ohne Not“ aktiv mit Ihrer Zukunft beschäftigen, kann dies nur positiv sein.

Folgende Ziele könnten Sie sich z. B. für die Zeit nach der aktiven Unternehmertätigkeit setzen:

  • Übergangsweise als Berater, auf Anfrage, dem Nachfolger zur Verfügung stehen.
  • Jungen Unternehmern als Senior-Berater zur Seite stehen (Business-Angel). Sie verfügen über einen großen Erfahrungsschatz.
  • Intensivierung eines kreativen Hobbies (Malen, Fotografieren, Singen, musizieren)
  • Reisen
  • Gemeinnützige, karitative oder kirchliche Institutionen finanziell und persönlich (mit Rat und Tat unterstützen)
  • Bewusste Pflege von Freundschaften.

 

Also, welche Rolle möchten Sie in der dritten Lebensphase einnehmen? Welche Rollen sollten Sie daher intensivieren oder neu aufbauen?

Der Blick auf das persönliche Wertesystem bietet wertvolle Anregungen für die Zukunftsplanung:

  • Welchen Sinn soll diese neue Lebensphase für mich beinhalten?
  • Welche Art der Lebensqualität will ich künftig genießen?
  • Welchen Nutzen möchte ich welchen Menschen oder gesellschaftlichen Gruppen geben?
  • Welche meiner Stärken, Begabungen und Erfahrungen kann/will ich in meiner dritten Lebensphase noch stärker einsetzen oder entfalten?

 

Sie können aber auch auf „alte“ Potenziale zurückgreifen, indem Sie sich beispielsweise fragen:

  • Welche Sehnsüchte hatte ich in meiner Jugend?
  • Welche Träume konnte ich mir aufgrund der Rahmenbedingungen damals nicht erfüllen?
  • Welche Talente möchte ich ausbauen (oder entdecken)?

 

Je eher Sie beginnen, sich diese Fragen zu stellen, desto eher werden Sie aktiv gestaltend Ihren dritten Lebensabschnitt beginnen. Hierfür sollten Sie sich dann zu jedem einzelnen Ihrer Zielbilder noch detailliert überlegen, wie es zu erreichen ist:

  • Wen oder was brauche ich um meine Ziele zu verwirklichen? (Mittel)
  • Was muss ich tun oder veranlassen? (Maßnahmen)
  • Wie viel Zeit ist nötig? Was soll bis wann erledigt sein? (Zeitplan)
  • Welche Schwierigkeiten oder Störungen könnten sich auf meinem Weg zum Ziel ergeben? Wie reagiere ich jeweils, um das Hindernis zu überwinden? (Alternativpläne)